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Presse

KURIER

Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich die Finanzkrise, steigende Energiepreise und neue Lebensformen auf das Wohnen auswirken.

Wir sind bescheidener, realistischer und mobiler geworden. Immerhin 18 Prozent der Österreicher planen, innerhalb der nächsten fünf Jahre ihren Wohnsitz zu wechseln. Neun Prozent - das sind fast 600.000 österreicher - wollen sogar innerhalb der nächsten zwei Jahre umziehen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die das Gallup-Institut im Auftrag von Andrea Baidinger, Geschäftsführerin der Agentur für Bauen, Wohnen und Immobilien, in ganz Österreich durchgeführt hat.

Die Mobilität ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Sowohl Mieter als auch Eigentümer ziehen häufiger um. Haben im Jahr 2003 neun Prozent der Befragten öfter als vier Mal die Wohnung gewechselt, sind es 2009 bereits 20 Prozent. "Früher hat man - wenn überhaupt - nur ein Mal im Leben die große Anschaffung einer Eigentumswohnung oder eines Hauses gewagt. Das ist vorbei", analysiert Baidinger die Studienergebnisse. Junge Leute werden früher flügge: "Während 2003 nur 26 Prozent der bis 20-Jährigen in einer eigenen Wohnung gelebt haben, sind es 2009 bereits 35 Prozent", so Baidinger. Vor allem die jungen Männer checken früher aus dem Hotel Mama aus. 48 Prozent der 21- bis 25-jährigen Männer leben heute in ihrer eigenen Wohnung. "Studenten ziehen früher von zu Hause aus und oft zu zweit oder zu dritt in eine gemeinsame Wohnung", bestätigt der Wiener Makler und Geschäftsführer von Realpartners, Andreas Wollein. Er beobachtet aber eine gewisse Treue zum eigenen Grätzl: "Man bleibt dort, wo man aufgewachsen ist. Jemand aus "Transdanubien" wird wohl nichtin den 19. Bezirk ziehen und umgekehrt." Michael Pisecky, Geschäftsführer von sReal, der Maklergesellschaft von Erste Bank und Sparkassen, ortet ebenfalls eine steigende Mobilität: "Die Beziehungen werden flexibler und die Jobs öfter gewechselt - das wirkt sich auch aufs Wohnen aus."

Auch die Kriterien für die Suche haben sich in den vergangenen Jahren geändert:

"Mit Lage, Lage, Lage ist es vorbei. Heute sind die Kosten entscheidend", so Baidinger. "Sowohl Männer als auch Frauen achten bei der Wohnungssuche in erster Linie auf die laufenden Ausgaben." Bis vor zwei Jahren sollte die Traumwohnung immer noch ein wenig größer sein. "Als dann Ende 2007, Anfang 2008 die Energiepreise stark gestiegen sind, war es damit vorbei. Die Höhe der Betriebskosten wurde immer wichtiger bei der Wohnungssuche. Die Finanzkrise hat diesen Trend noch verstärkt", erklärt Pisecky.

Die Wohnwünsche sind also bescheidener geworden, die Realität ist auch in unsere Traum-Immobilien eingezogen:

Während die Wunsch-Wohnung bei einer Umfrage im Jahr 2002 noch 115 Quadratmeter hatte, genügen 2009 bereits 93 Quadratmeter. "Immer weniger Menschen wohnen auf mehr als 100 Quadratmetern. Die Durchschnittswohnung in Wien hat knapp über 80 Quadratmeter. In den Bundesländern, wo es mehr Häuser gibt, ist die Durchschnittswohnfläche größer", so Baidinger. Bei der tatsächlichen Suche seien die Quadratmeter ohnehin sekundär, meint Wollein. "Die Leute suchen nach einer bestimmten Anzahl an Räumen", so der Makler. "Letztlich ist es egal, ob die Wohnung fünf Quadratmeter mehr oder weniger hat. Entscheidend ist der Grundriss".

Derzeit wohnen 37 Prozent der österreicher in einem Einfamilienhaus, fünf Prozent logieren in einem Reihenhaus und 58 Prozent leben in einer Wohnung. "Der Wunsch nach einem Einfamilienhaus ist rückläufig", sagt Baidinger. "Nur 26 Prozent planen, in den nächsten zwei Jahren in ein Einfamilienhaus zu ziehen. Gleichzeitig gibt es einen starken Zulauf zum Reihenhaus." Zwölf Prozent wollen in ein Reihenhaus übersiedeln. "Möglicherweise ist die Akzeptanz für diese Wohnform heute größer, weil es mehr gute Angebote gibt und es einfach die günstigere Alternative zum Einfamilienhaus ist", analysiert Wollein das Studienergebnis.

Auch Pisecky ortet eine sinkende Nachfrage nach Einfamilienhäusern. Er sieht dafür mehrere Gründe: "Es gibt heute mehr Single-Haushalte und damit einen Trend zurück in die Stadt. Der betrifft alle Altersgruppen - Junge, Geschiedene im mittleren Alter und Senioren. Seit außerdem die Energiekosten vor etwa eineinhalb Jahren so stark gestiegen sind, sind Wohnungen in der Stadt mehr gefragt als Häuser auf dem Land, weil man in der City nicht unbedingt ein Auto braucht, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. Außerdem werden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten große Investitionen wie ein Hauskauf eher verschoben. Man wartet lieber, wie es weitergeht."

von Ursula Horvath