ÖVI Präsident Georg Flödl warnt vor einem Engpass im Mietbereich.
Trotz Herausforderungen und strukturellen Problemen
ÖVI sieht stabilen Immobilienmarkt
17. Dezember 2025 | Autor: Stefan Posch
Die österreichische Immobilienwirtschaft zeigt sich aktuell zwar stabil, hat aber mit großen Herausforderungen und auch sturkturellen Problemen zu kämpfen. Das machte der Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI) bei der heutigen Jahrespressekonferenz deutlich. Zwar zeigen sich erste Erholungstendenzen am Markt, gleichzeitig verschärfen politische Eingriffe, stockender Neubau und strukturelle Angebotsdefizite die Lage. Besonder betroffen ist dabei das Mietsegment.
Andreas Wollein, ÖVI Vizepräsident, spricht von einer vorsichtigen Markterholung. „Wir sehen eine Erholung mit angezogener Handbremse. 2023 und 2024 sind die Transaktionen massiv eingebrochen, heuer beobachten wir eine Erholung mit weiterem Aufwärtspotential, vor allem bei gebrauchten Immobilien.“ Sinkende Zinsen und steigende Löhne hätten die Nachfrage zuletzt gestärkt. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen stieg die Transaktionszahl in den ersten drei Quartalen 2025 um 18% gegenüber dem Vorjahr. Auch die Anzahl der neuen Hypothekarkredite hat sich gegenüber 2023/2024 fast verdoppelt.
Deutlich kritischer ist die Situaion beim Neubau, wie Thomas Raith, ÖVI-Vorstand und Bauträgersprecher, ausführt. „Wir hatten in den vergangenen Jahren viel Geld am Markt, aber die Sparquote ist gestiegen und es wurde nicht in Immobilien investiert.“ Hauptursache sei die Verunsicherung privater Käufer gewesen, auch durch regulatorische Vorgaben wie die KIM-Verordnung. „Das Bauträgergeschäft ist faktisch eingeschlafen. Neue Projekte konnten nicht gestartet werden, das führt zwangsläufig zu weniger Fertigstellungen.“ Die Folge: ein zunehmender Wohnungsmangel, vor allem bei Mietwohnungen in Wien. „Neue Wohnungen sind deutlich teurer und die Verkaufszahlen sind eingebrochen. Banken verlangen aber Vorverwertungen, um Projekte zu finanzieren", so Raith, der vor allem teure und schlecht geschnittene Wohnungen als Ladenhüter sieht.
Am Beispiel Vorarlberg skizziert Vizepräsident Andreas Karg vergleichbare Phänomene: Kaufpreise stabilisierten sich oder gaben leicht nach, die Zahl der Transaktionen blieb verhalten, und die Nachfrage verlagerte sich spürbar in Richtung Miete. Mittlerweile zeichnet sich eine vorsichtige Belebung des Immobilienmarktes ab. Die Zahl der Transaktionen zieht wieder an und signalisiert steigende Marktaktivität, insbesondere im Gebrauchtimmobilienmarkt. Preislich zeigt sich überwiegend eine Stabilisierung mit moderaten Anstiegen – allerdings stark abhängig von Zinsniveau, Konjunktur und Lagequalität. Der Neubauverkauf bleibt weiterhin sehr zurückhaltend, eine Tendenz, die Max Madile, ÖVI- Landesstellenleiter in Kärnten nur unterstreichen kann.
Angespannt ist mittlerweile die Lage am Mietmarkt in Ballungszentren, wie ÖVI Präsdient Gerog Flödl ausführt. „Der Mietmarkt ist derzeit das größte Sorgenkind“, so Flödl, der gleichzeitig aber auch anmahnt den "medialen und politischen Spin" zu hinterfragen: „Die Bestandsmieten sind den Löhnen nicht davongelaufen, die Wohnkosten liegen seit Jahren relativ stabil bei rund 20 bis 21 Prozent.“ Sorgen bereite jedoch der Bereich der Neuvermietungen. „Wir haben geringe Bewilligungs- und Fertigstellungszahlen, gleichzeitig ist die Nachfrage aufgrund der Situation im Eigentumsbereich gestiegen. Das führt zu Preissteigerungen bei Neuvermietungen.“ Politische Eingriffe hätten die Angebotsseite zusätzlich geschwächt. „Wir erleben aktuell sehr einseitige Eingriffe in bestehende Verträge. Das führt zu Vertrauensverlust und Investitionen werden zurückgestellt. Wir haben große Sorge, dass sich die Angebotslage in den kommenden zwei Jahren nicht verbessert.“ Entscheidend sien stabile Rahmenbedingungen und Vertrauen. "Diese Softfaktoren werden darüber entscheiden, ob wir in den kommenden Jahren wieder mehr Angebot am Markt sehen. Der Markt kann liefern – aber nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen", so das Fazit von Georg Flödl.
Einen europapolitischen Blick brachte ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel ein. „Erstmals hat die EU das Thema Wohnen für sich entdeckt.“ Die Europäische Kommission habe einen Affordable Housing Plan vorgelegt, der auf Vereinfachungen abzielt. „In den Ballungsräumen herrscht teils massive Wohnungsknappheit. Die EU will Genehmigungen und Verfahren vereinfachen und auch neue Finanzierungsansätze prüfen.“ Entscheidend sei die Umsetzung. „Es ist ein wichtiges Signal, dass EU-weit statt weiterer Normenfluten eine Vereinfachung angestrebt wird.“ Gleichzeitig appellierte Holzapfel an den Gesetzgeber: „Gerade bei den Themen ESG und Nachhaltigkeit brauchen wir miet- und wohnrechtliche Rahmenbedingungen, die einen fairen Ausgleich zwischen Vermietern und Mietern ermöglichen.“
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