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WIRTSCHAFT Online seit 19.02.2023

Hauskauf: Stagnierende Preise in Sicht

Nach einer Zeit laufend steigender Preise beim Haus- und Wohnungskauf dürfte der Plafond erreicht sein. Allerdings: Weil zuletzt mehr Immobilien gemietet als gekauft wurden, dürften die Preise am Mietsektor noch steigen.

Der Immobilienboom ist zu Ende. So beurteilte das jedenfalls der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) bereits zu Jahresbeginn. „Nach einem Jahrzehnt ständig steigender Preise scheint ein Plafond erreicht zu sein“, lautete damals die Einschätzung von Vorstandsmitglied Andreas Wollein. Ihm zufolge würden sich die Preise nun beruhigen. Auf sinkende Preise dürfe man aber nicht hoffen, denn gemeint sind mit Wolleins Einschätzung nur geringere Steigerungsraten. „Es wird nicht billiger werden“, sagte er. Für dieses Jahr erwartete er einen moderaten Preisanstieg von etwa fünf Prozent oder eine Stagnation.
 

Niederösterreich liegt unter Bundesschnitt

Für Niederösterreich lieferte Raiffeisen Immobilien die jüngste Einschätzung. Im vergangenen Jahr stiegen die Preise für Häuser und Wohnungen weniger als im Bundesschnitt. Österreichweit betrug die Steigerung zehn Prozent, in Niederösterreich sechs Prozent. Zudem beobachtete man laut Raiffeisen Immobilien bereits einen deutlichen Rückgang bei der Nachfrage. Verglichen mit den Jahren zuvor brachen die Verkäufe regelrecht ein: 2022 verkaufte Raiffeisen Immobilien 4.112 Eigentumswohnungen, um ein Drittel weniger als 2021. Bei Grundstücken lag der Verkaufsrückgang ebenfalls bei einem Drittel, bei Häusern bei einem Viertel.
Markant war der Verkaufsrückgang vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Diese Entwicklung führt Raiffeisen Immobilien auf „die Verunsicherung der Käufer infolge der Inflation sowie die erschwerte Finanzierung durch die KIM Verordnung zurück“. Gemeint damit ist die Verschärfung der Kreditvergaberichtlinien, die mit August letzten Jahres in Kraft trat. Diese Verordnung der Finanzmarktaufsicht (FMA) schreibt für die Vergabe von Immobilienkrediten seither höhere Eigenmittel vor und begrenzt die Kreditbelastung auf 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens.

Kritik an strengen Kreditvergaberichtlinien

Nach deutlicher Kritik mehrerer Seiten an den verschärften Regelungen ließ die FMA im Dezember wissen, dass sie eine Lockerung prüfen wolle – mehr dazu in „FMA prüft Lockerung der Regeln für Immobilienkredite“ (news.ORF.at; 6.12.2022). Hinsichtlich der Eigenmittelquote für Wohnkredite wollten in Niederösterreich Land und Bankenvertreter im Jänner eine Herabsetzung von 20 auf 15 Prozent anstoßen. Das Land würde dafür haften, so die Zusicherung. Hier zeigte sich die FMA zögerlich bis ablehnend – mehr dazu in „FMA gegen weniger Eigenmittel“ (noe.ORF.at; 20.1.2023).
Die Wohnungsverkäufe waren zuletzt um ein Drittel rückläufig.Mieten gewinnt hingegen wieder an Bedeutung

Große Preisunterschiede zwischen den Bezirken

Wer sich überlegt, angesichts der vermutlich nicht mehr stark steigenden Preise heuer noch ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, wird sehr unterschiedliche Preisniveaus vorfinden. Die sechsprozentige Preissteigerung im Vorjahr ist ein Durchschnittswert, der regional stark abweichen kann. So zogen die Preise für Eigentumswohnungen in der Stadt Wiener Neustadt beispielsweise um 33 Prozent an (von 2.600 auf 3.500 Euro pro Quadratmeter). Preis-Spitzenreiter bei Eigentumswohnungen waren die Bezirke Korneuburg und Tulln mit Quadratmeterpreisen von rund 4.600 Euro, gefolgt von Mödling mit 4.300 Euro. Am günstigsten waren Eigentumswohnungen 2022 mit ca. 1.000 Euro pro Quadratmeter im Bezirk Horn. Generell finden sich im Waldviertel Niederösterreichs günstigste Regionen.
„Generell profitiert Niederösterreich nach wie vor vom Zuzug aus Wien. Regionen mit noch relativ günstigen Preisen wie das Waldviertel oder Weinviertel sind unverändert gut nachgefragt“, so die Bilanz von Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland. Auch er teilt die Einschätzung, dass die Preise zwar langsam stagnieren würden, eine längere Phase der Preisrückgänge sieht er aber derzeit nicht in Sicht – und schon gar keinen Sturzflug. Für Niederösterreich erwartet er eine Stagnation der Preisentwicklung, „wiewohl moderate Rückgänge in einzelnen Regionen nicht auszuschließen sind“.

1 Pressekonferenz ÖVI Jahresausblick Immobilienwirtschaft 2023 10.01.2023

„Das Immobilienjahr 2023 wird von deutlichen Veränderungen geprägt sein“, ist ÖVI-Präsident Georg Flödl anlässlich der Jahrespressekonferenz des Österreichischen Verbandes der Immobilienwirtschaft überzeugt. Das liegt zum einen an massiven, geplanten gesetzlichen Änderungen (Maklergesetz/Bestellerprinzip, Erneuerbaren-Wärme Gesetz), zum anderen an den herausfordernden Verhältnissen am Immobilienmarkt: Von der Schwierigkeit, Kreditfinanzierungen zu bekommen, über die massiv gestiegenen Baukosten und Lieferkettenschwierigkeiten bis hin zu hohen Energiepreisen und Inflationsraten in ungewohntem Ausmaß.

Bestellerprinzip bei der Vermittlung von Mietwohnungen – keiner kann gewinnen.

Der Gesetzgeber plant, dass der Immobilienmakler bei der Vermittlung von Mietverträgen für Wohnungen ab 1.7.2023 in der Regel nur mehr einseitig vom Bestandgeber beauftragt werden kann. Einzige Ausnahme werden Suchaufträge des Mietinteressenten sein, wenn der Makler weder einen Auftrag vom Vermieter noch die Immobilie schon beworben hat.

Das Prinzip der Doppelmaklertätigkeit, verankert sowohl im Maklergesetz 1996 als auch in den Vorgängerbestimmungen im Handelsvertretergesetz 1921, war über 100 Jahre festgeschrieben und wird nun in der Wohnungsmiete de facto abgeschafft. Die Besonderheit der Dienstleistung des Maklers, beide Seiten als Vermittler zusammenzuführen und jeweils zu beraten, wird nun kraft Gesetzes beendet werden.

Das Narrativ der Justizministerin, dass in der Vergangenheit ausschließlich Mieter die Maklerprovision bezahlt hätten, ist schlicht und ergreifend falsch ist. Als Doppelmakler war der Makler bisher beidseitig tätig und beauftragt und hatte auch ein Honorar im Erfolgsfalle vereinbart. Ohne die Honorierung wird die Dienstleistung in dieser Form auch nicht mehr angeboten werden können. „Schon die Einführung des Bestellerprinzips in Deutschland 2015 hat gezeigt, dass dieses Gesetzesvorhaben Verlierer auf allen Seiten zugleich schafft“, so Flödl kritisch. MieterInnen werden sowohl weniger Angebot als auch geringeres Service finden. In unserem Nachbarland Deutschland ist das sichtbare Angebot auf den Online-Immobilienplattformen bei der Einführung des Bestellerprinzips um ein Drittel gesunken. Ein Phänomen, das vor allem Menschen trifft, die neu in einer Stadt sind, da sie über keine informellen Netzwerke verfügen. Das Beispiel Deutschland zeigt aber auch, dass Gruppenbesichtigungen zu festgeschriebenen Zeiten üblich sind, und Schlangen von Interessenten bis auf den Gehsteig im urbanen Raum das Bild prägen.

Vermieter sehen sich damit konfrontiert, die gesamten Dienstleistungskosten sowohl für den Suchenden als auch für sich selbst, tragen zu müssen. Im Vollanwendungsbereich des MRG sind derartige Kosten nicht abbildbar - im Gegensatz zu Bestimmungen des WGG zB – einmal mehr ein einseitiger Eingriff des Gesetzgebers in die Rechtspositionen des Vermieters. Zu guter Letzt zeigen die 2 Auswirkungen in Deutschland auch klar, dass das Bestellerprinzip zu einem massiven Rückgang an Maklerunternehmen und eben auch an Arbeitsplätzen in diesem Bereich führen wird.

„Mit diesem Gesetzesschritt verlieren alle Seiten. Die gewünschte Entlastung in der Miete könnte sicherlich eher geschaffen werden, wenn der soziale Wohnbau, der 60% der Mietverhältnisse in Österreich abdeckt, treffsicher ausgestaltet wird und jenen zur Verfügung steht, die diesen auch wirklich brauchen.“ so Flödl weiter.

Immobilienmarkt 2023 – Konstanz auch in schwierigen Zeiten

Die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt der letzten Monate waren von Unsicherheiten geprägt. Nach einem Jahrzehnt ständig steigender Preise scheint erstmals der schon lange zitierte Plafond erreicht zu sein. Die Gründe dafür sind allgemein bekannt: Vor allem die Auswirkungen der KIM[1]Verordnung, mit der es für den Privaten schwieriger geworden ist, Finanzierungen zu bekommen, sowie die steigenden Zinsen beeinflussen den Markt deutlich. „Aus ein paar wenigen Monaten (seit Herbst 2022) lassen sich jedoch noch keine festen Trends in der Immobilienpreisentwicklung ableiten, so ÖVI-Vorstand und Immobiliensachverständiger Andreas Wollein.

Immobilien sind im Bereich Wohnen auch weiterhin eine solide Anlageform. Als Verband haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder auf die außergewöhnliche Entwicklung in den letzten 10 Jahren wegen Null-Zins Politik und in Ermangelung anderer Anlageformen hingewiesen. Nach Ansicht der Experten des ÖVI ist eine moderate Entwicklung in der nächsten Zeit zu erwarten, möglicherweise vorübergehende Stagnation, aber kein nachhaltiger Wertverlust.

Die Nachfrage zeigt sich aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen kurzfristig zurückhaltend bzw. abwartend. Auch die Vermarktungszeiträume werden aktuell länger.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie die Daten der größten Immobilienportale belegen, ist ein leichter Nachfragewechsel in Richtung Miete erkennbar, jedoch keine nachhaltige Preisänderung bei Kaufpreisen ablesbar. Im europäischen Kontext ist hier die geringe Eigentumsquote zu erwähnen, die Österreich (und auch Deutschland) mit weniger als 50% der Haushalte im Eigentum kennzeichnet.

Im europäischen Schnitt ist von 70% Eigentumsquote auszugehen. Ein weiteres Sinken dieser Quote durch restriktive Finanzierungsbedingungen ist sicherlich nicht wünschenswert. Gerade die Wohnimmobilie als Altersvorsorge sollte ein wesentlicher Bestandteil einer diversifizierten Veranlagung der privaten Haushalte sein.

Dass Immobilieneigentum auch im langfristigen Kostenvergleich gegenüber der Miete im Vorteil ist, zeigt die jüngste Erhebung der Statistik Austria im Band Wohnkosten 2021, wonach bei Berücksichtigung der Kreditkosten das selbstgenutzte Wohnungseigentum sogar deutlich günstiger ist als Genossenschaftswohnungen. Zu beachten ist, dass nur die Zinszahlungen, nicht die Kredittilgung in die gesamten Wohnkosten einfließen.

 

Bauträgerprojekte – Klasse statt Masse

„Ausreichende Produktion ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass sowohl im Mietsektor als auch im Kaufsektor das Angebot nicht knapp wird,“ so ÖVI-Bauträgersprecher Klaus Wolfinger. Ansonsten würde dies 2024 zu einem deutlichen Anziehen der Preise bei gleichbleibender Nachfrage führen. Für Bauträger ist jedenfalls das Umfeld nicht einfacher geworden. In den Monaten nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs war vor allem die Kalkulierbarkeit der Baukosten ein enormes Thema. Im 2. Halbjahr 2022 haben sich einige Faktoren wieder stabilisiert, z.B. die Verfügbarkeit von Baumaterialien. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Baupreise weiter drastisch steigen, selbstverständlich sind aber die Faktoren Energie und Lohnkosten zu berücksichtigen. Mittlerweile werden durchaus auch wieder Bauaufträge zu Fixpreisen abgeschlossen. Bremsend wirken freilich die steigenden Finanzierungszinsen - die Entwicklung der Leitzinsen wird einen wesentlichen Einfluss haben. Wie auch in anderen Wirtschaftsbereichen wird die EZB berücksichtigen müssen, ob bzw. in welchem Ausmaß konjunkturdämpfende Effekte im Bereich des volkswirtschaftlich so bedeutenden Bausektors in Kauf genommen werden sollten.

Auch wenn einige Bauträger zuletzt ihre Projekte in Warteposition gestellt haben, zeigt die Erfahrung früherer Jahrzehnte, dass jene Bauträger sich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verschaffen konnten, die in Phasen dunkler Wolken am Himmel eine proaktive Strategie verfolgt haben.

Erneuerbaren-Wärme-Gesetz und Wohnrecht – Notwendige gesetzliche Initiativen

Die Umsetzung der Klimaziele in der Regierungsvorlage zum Erneuerbaren-Wärme-Gesetz wird vom ÖVI dem Grunde nach voll unterstützt. Hinsichtlich einiger wesentlicher Punkte bedarf es aber dringender Klärungen bzw. Ergänzungen, wie auch in den Stellungnahmen der Verbände im 5 vorparlamentarischen Begutachtungsverfahren artikuliert wurde, so ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel zum wohl wichtigsten Gesetzesprojekt des Jahres 2023 für die Immobilienbranche.

Vor allem fehlt es an einer gesetzlichen Anschlussverpflichtung respektive Duldungspflicht der einzelnen Wohnungseigentümer oder Mieter. Die geplanten öffentlich-rechtlichen Verpflichtungen sind nicht mit dem bestehenden Wohnrecht kompatibel. Nach jetzigem Stand der Regierungsvorlage führt die Zentralisierungsverpflichtung zwangsläufig zum Aufrechthalten von zwei Wärmeversorgungssystemen in einem Gebäude und einer wirtschaftlichen Undurchführbarkeit der Dekarbonisierungsmaßnahmen. Fraglich ist auch, ob die Zentralisierungsverpflichtung von dezentralen Heizungen (§11 EWG) ein angemessenes Instrument zur Erreichung der Dekarbonisierung ist.

Wertsicherung darf nicht (wieder) Spielball der Politik werden

Dass sowohl Mieten als auch Vermieten leistbar bleiben muss, ist angesichts dieser Herausforderungen evident: Die Entwicklung des Baupreisindex (Wohnungs- und Siedlungsbau) im Verhältnis zum Verbraucherpreisindex zeigt, dass Vermieter mit extrem hohen Kostenbelastungen bei Sanierungen und Instandhaltungen konfrontiert sind.

Ein neuerliches Inflationslinderungsgesetz, das die vertraglich vereinbarten bzw. gesetzlich verankerten Wertsicherungen aushebelt, ist mehr als kontraproduktiv, so ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel abschließend. Die Vermieter sind gefordert, Investitionen in die Dekarbonisierung und thermische Sanierung von Gebäuden zu tätigen.

Fazit:

• Das Immobilienjahr 2023 bringt aus Sicht des ÖVI deutliche Herausforderungen. Die Einführung des Bestellerprinzips wird per Gesetz das Businessmodell des Maklers verändern, zum Nachteil für Makler und Konsumenten. Dass damit ein wesentlicher Beitrag zur Wohnkostenentlastung erzielt würde, ist mehr als fraglich. Vielmehr mangelt es an der Treffsicherheit der Vergabe von Sozialwohnungen, die wirklich nachhaltig Abhilfe schaffen könnte.

• Die Preisentwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt wird sich jedenfalls verlangsamen. Noch sind die verfügbaren Daten nicht aussagekräftig genug, um valide Trends formulieren zu können. Die Schwierigkeit, Finanzierungen zu erlangen, ist ein wesentlicher Grund für eine mögliche vorübergehende Stagnation auf dem Markt. Wichtig ist es jedenfalls, die Eigentumsquote in Österreich weiter zu stärken und nicht zu schwächen. Die EU-SILC Auswertung der Statistik Austria belegt eindeutig die Nachhaltigkeit von selbstgenutztem Eigentum.

• Auch wenn die Realisierung von Bauträgerprojekten nach Lieferkettenschwierigkeiten, Baukostensteigerungen, hohen Energiekosten und steigende Zinsen nicht gerade einfacher geworden ist: Gute Unternehmen werden auch in dieser Wirtschaftsphase einen wertvollen Beitrag zur Wohnversorgung liefern.

• Ein Mega-Projekt in der Pipeline der Regierung wird in den nächsten Jahren die Immobilienwirtschaft fordern, das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz: Investitionen zur thermischen Sanierung und Dekarbonisierung sind Gebot der Stunde, diese müssen nicht nur finanziert, sondern auch mit wohnrechtlichen Begleitgesetzen umsetzbar gemacht werden.

Rückfragehinweis: Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft

MMag. Anton Holzapfel

1070 Wien, Mariahilfer Straße 116/2

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

01 505 48 75

www.ovi.at

https://www.ovi.at/aktuelles/detailansicht/jahresausblick2023

FONDS ONLINE

12.01.2023 | Sachwerte

Projektentwickler: "Bei Immobilien muss wieder gerechnet werden"

Die fetten Jahre sind vorbei, der Wohnimmobilienmarkt steht ­unweigerlich vor einer Konsolidierung. FONDS professionell sprach mit Wohninvest-Geschäftsführer Gerold Pinter über die gegenwärtige Situation und die Beständigkeit von Bauherrenmodellen.

Gerold Pinter, Wohninvest: "Für uns war der Boom eher schlecht, weil die Preise für Altsubstanzen davongelaufen sind."

"Wir haben kein einziges Projekt, bei dem jemand zu teuer eingestiegen ist."

"In Graz ist meiner Meinung nach in gewissen Bereichen überproduziert worden."

Zu Jahresbeginn hat der Rückblick Hochsaison. In den Berichten über die Entwicklungen auf den Immobilienmärkten wird eine Trendwende konstatiert. "Nach einem Jahrzehnt steigender Preise scheint erstmals der schon lange zitierte Plafond erreicht zu sein", meint der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI). Er erwartet "in der nächsten Zeit eine moderate Entwicklung". Demzufolge sollen die Immobilienpreise allenfalls stagnieren, aber trotz schwächerer Nachfrage nicht sinken.

Inwieweit hinter der Prognose Zweckoptimismus steckt, wird das neue Jahr zeigen. Als sicher kann gelten, dass die Finanzierungen heuer nicht günstiger werden, zumal die Europäische Zentralbank weitere Zinsschritte angekündigt hat. Wohninvest-Geschäftsführer Gerold Pinter bereitet das trotzdem keine Sorgen. "Die Zinsen sind kein ­Novum: Als wir 2008 begonnen haben, lag der EZB-Leitzinssatz bei vier Prozent", erklärt er im Interview mit FONDS professionell.

"Man konnte nichts falsch machen"
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird die Immobilienmärkte verändern, und zwar jedenfalls in der Gestalt, dass der Boom, in dem beinahe alle Geschäfte, auch wenn sie teuer waren, die Kassen klingeln ließen, zu Ende ist. "Man konnte nichts falsch machen. Das ist jetzt vorbei. Es muss wieder gerechnet ­werden", meint Projektentwickler Pinter.

Im Gespräch mit FONDS professionell vertritt der Rechtsanwalt und Steuerberater die These, dass die Bauherrenmodelle von der Marktkonsolidierung nicht betroffen sein werden und diese deshalb ein sicheres Investment seien. Übertriebene Mieterwartungen gebe es bei diesen Veranlagungen nicht, und Kostenüberschreitungen würden durch höhere Abschreibungen kompensiert. Gerold Pinter betont: "Bauherrenmodelle sind unter Zuhilfenahme der Steuerbegünstigungen und Förderungen langfristige Investitionen. Es geht nicht um einen Betrachtungszeitraum von drei oder fünf Jahren." (ae)


Das Interview mit Gerold Pinter, in dem es außerdem noch um Preisentwicklungen und Marktkapazitäten geht, lesen Sie in der FONDS professionell-Ausgabe 4/2022 ab Seite 156 und nach Anmeldung hier im E-Magazin.

DIE PRESSE

12.01.2023 um 05:18 von Madlen Stottmeyer

Sind die Mieter die Gewinner der Immobilien-Flaute?

Immobilien zu bauen, zu finanzieren und zu unterhalten wird immer teurer. Die Nachfrage nach Eigentum sinkt Maklern zufolge. Könnte davon der Mietermarkt profitieren? Lang galt der Erwerb einer Immobilie als kluge Investition. Schließlich stiegen die Preise in einem ungekannten Ausmaß 18 Jahre lang an. Doch seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Nullzinspolitik beendete, kam es zur Schockstarre auf dem Immobilienmarkt.

Zusätzlich mischt die Politik mit neuen Regularien zu Kreditvergabe, Wärmeausbau und Hypotheken die Branche auf. „Wir hatten Wachstumsraten, die wir noch nie hatten“, sagt der Vorstand des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI), Andreas Wollein. „Alle wussten, das kann nicht so weitergehen.“

In der Vergangenheit profitierten Immobilienkäufer von günstigen Krediten. Sie konnten von einer kräftigen Preissteigerung ausgehen. Trotz Kosten für Instandhaltung und Nebenkosten wie Grunderwerbssteuer, Makler und Notar gelang beim Verkauf noch ein Gewinn. Daher galt die Immobilie als sichere Vorsorge. Instandhaltung wird teuer Doch nicht nur die Preise für Wohnimmobilien galoppierten davon, sondern auch die Zinsen für die Finanzierung. Die EZB erhöhte den Leitzins zuletzt auf 2,5 Prozent. Bei einem variablen oder erst neu erhaltenen Kredit muss man genauer rechnen, selbst wenn man die Immobilie vermieten will.

Laut ÖVI sehen sich Vermieter, aber auch Bauträger mit „extrem hohen Kostenbelastungen bei Sanierungen und Instandhaltungen“ konfrontiert. Denn Energie- und Baukosten belasten. Der Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau in Österreich stieg im November 2022 um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Doch damit nicht genug.

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STANDARD

BAUEN & WOHNEN

Martin Putschögl, Franziska Zoidl

 

Sinken die Immobilienpreise? "Seitwärtsbewegung, kein Wertverlust"

In weiten Teilen der Immobilienbranche erwartet man für heuer keinen Rückgang der Immobilienpreise. Das Bestellerprinzip sieht man naturgemäß kritisch

 

Dass 2023 für die Immobilienwirtschaft ein herausforderndes Jahr wird, liegt nicht nur am Markt, sondern auch an politischen Eingriffen.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Beim Franchise-Makler-Netzwerk Remaxerwartet man heuer einen Rückgang der Immobilienpreise auf das Niveau von 2021 – diese Meldung schlug vor wenigen Tagen ordentlich ein. Beim Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) hält man den Ball aber lieber flach und spricht höchstens von einer Seitwärtsbewegung. "Wir sehen eine vorübergehende Stagnation, aber keinen 

nachhaltigen Wertverlust", sagte Andreas Wollein, ÖVI-Vorstandsmitglied und Immobiliensachverständiger, in einem Pressegespräch am Dienstag. Und zwar aus folgendem Grund: "Es gibt nicht viele Marktteilnehmer, die Immobilien verkaufen müssen."

Bauträger bekommen wieder Fixpreise

Auch Karina Schunker, Wohnimmobilienexpertin bei EHL Immobilien, betonte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz: "Ich sehe kein Sinken der Preise." Allerdings würden sich die Kaufpreise derzeit "in Starre" befinden, Kostentreiber der letzten Jahre – Baukosten und Grundstückspreise – sich auf hohem Niveau einpendeln.

Die Nachfrage sei zuletzt klar rückläufig gewesen, die Vermarktungszeiten haben sich wesentlich verlängert, bekannte Wollein vom ÖVI. Doch im Neubau würden die Preise gar nicht fallen können, weil die Baukosten zuletzt stark gestiegen sind.

Immerhin: An dieser Front habe sich die Lage im Vergleich zur Situation vor einem Jahr stark gebessert, sagte ÖVI-Bauträgersprecher Klaus Wolfinger. Fixpreise seien wieder möglich, doch die durch das hohe Zinsniveau stark gestiegenen Finanzierungskosten werden sich wohl dennoch bremsend auf die Wohnbauproduktion auswirken. Wolfinger forderte auf dem ÖVI-Pressegespräch am Dienstag die Kollegenschaft jedoch durchaus dazu auf, "antizyklisch zu agieren". Denn Immobilien würden aus Sicht der ÖVI-Spitze "langfristig ein sicheres Investment bleiben", wobei man derzeit Miet- und Eigentumsprojekte für gleichermaßen attraktiv hält.

Bestellerprinzip: "Nur Verlierer"

Dass 2023 für die Immobilienwirtschaft ein herausforderndes Jahr wird, liegt aber nicht nur am Markt, sondern auch an politischen Eingriffen. Das Bestellerprinzip bei den Maklerprovisionen wird am 1. Juli in Kraft treten, ÖVI-Präsident Georg Flödl erwartet dadurch "Verlierer auf allen Seiten", wie er mit Verweis auf Deutschland sagte. Dort sei das Angebot mit der Einführung des Bestellerprinzips (2015) zurückgegangen, insbesondere auf Plattformen, "was es für neu zugezogene Menschen schwierig macht, eine Wohnung zu finden". Wer neu in eine Stadt komme, könne meist noch nicht auf informelle Kanäle zurückgreifen.

Flödl erwartet, dass es bei Immobilienunternehmen zu starken finanziellen Einbußen kommen wird, inklusive eines Rückgangs an Arbeitsplätzen, also eines Stellenabbaus. Und mit dem Bestellerprinzip werde auch "die Doppelmaklertätigkeit zu Grabe getragen"; diese sei seit 1921 im Handelsvertretergesetz verankert gewesen. Das Gesetz war sozusagen die Vorgängerin des Maklergesetzes von 1996. "Die Besonderheit der Dienstleistung des Maklers, beide Seiten als Vermittler zusammenzuführen und jeweils zu beraten, wird nun kraft Gesetzes beendet werden", meinte Flödl.

Provision vom Abgeber?

Dass die Abgeberseite groß als Provisionszahler einspringen wird – von ihr sind ja weiterhin drei Bruttomonatsmieten möglich, anders als bei den Mieterinnen und Mietern, wo 2010 auf maximal zwei Bruttomonatsmieten reduziert worden war –, glaubt man beim ÖVI nicht. Vermarktungskosten würden im Mietrechtsgesetz (MRG), im Gegensatz etwa zum Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG), jedenfalls in dessen Vollanwendungsbereich (Altbauwohnungen) vom Vermieter nicht an Mieterinnen und Mieter weitergegeben werden können, sagte Flödl und erkannte darin einen "einseitigen Eingriff des Gesetzgebers".

Auch beim Immobiliendienstleister EHL rechnet man mit Auswirkungen des Bestellerprinzips: In Kombination mit der Inflation und einem erwarteten Angebotsrückgang werde es heuer zu einem Anstieg von sechs bis 8,5 Prozent bei den Mieten kommen, abhängig von Lage, Größe und Ausstattung. Die für die Vermieterseite durch die Gesetzesänderung anfallenden Kosten würden in vielen Fällen wohl in die Mieten eingepreist.

Kreditvergabe: Zwischenfinanzierungen erlauben

Für die Branche positivere Veränderungen kündigen sich mit der Lockerung der Kreditvergaberegeln an, die möglicherweise im zweiten Quartal schlagend wird. Zwischenfinanzierungen sollten berücksichtigt werden, sagte ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel; zumindest diese Erleichterung erwartet man sich im ÖVI.

Die derzeit erschwerten Zwischenfinanzierungen sind laut Karina Schunker von EHL für viele Wohnungssuchende ein besonders großes Thema. Die Expertin geht davon aus, dass sich eine Erleichterung in diesem Bereich schon innerhalb kurzer Zeit am Immobilienmarkt niederschlagen würde.

Auch die Reduzierung oder Abschaffung der Grunderwerbsteuer für Menschen, die sich das erste Eigenheim kaufen, sieht man beim ÖVI, dem größten Interessenverband der Branche mit freiwilliger Mitgliedschaft, sehr positiv. Für Holzapfel wären solche Anreize "sehr sinnvoll". Auch bei einer mehr oder weniger gleichzeitigen Umsetzung beider Maßnahmen – Kreditvergabe-Erleichterungen und Grunderwerbsteuer-Nachlässe – sähe Holzapfel nicht die Gefahr, dass es sofort wieder zu einer Überhitzung des Marktes kommen könnte.

(Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 11.1.2023)