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ÖVI-Jahresresümée und -ausblick

Wien (OTS) - Das Jahr 2023 hat auch in der Immobilienwirtschaft eine Vielzahl von Schlagzeilen „hervorgebracht“, von der Einführung des Bestellerprinzips in der Miete, den restriktiven Kreditvergaben aufgrund der KIM-Verordnung, steigenden Zinsen, immense Inflation und hohen Baukosten bis hin zum starken Rückgang der Transaktionen auf dem Eigentumsmarkt im Bereich Wohnen. „Dem ÖVI ist es ein Anliegen, zum Jahreswechsel mit gesammelten Zahlen, Daten, Fakten eine objektive Bestandsaufnahme zu machen,“ so ÖVI-Präsident Georg Flödl. Die Schwierigkeit besteht darin, dass aufgrund der teilweise geringen Transaktionszahlen durchschnittliche Kaufpreise in einzelnen Regionen nicht immer aussagekräftig sind und zu Ausreißern in beiden Richtungen führen können.

Angebotsüberhang im Wohnungseigentum

2023 ist zum einen gekennzeichnet von einer hohen Fertigstellungszahl - Österreichweit wird mit 44.500 Fertigstellungen gerechnet, eine Zahl vergleichbar hoch wie im Jahr 2022 (Jahre 2021,2020 einfügen). Sowohl absolut als auch relativ (im Verhältnis zur Einwohnerzahl) ist Wien einmal mehr Spitzenreiter dieser Entwicklung mit ca. 16.500 Fertigstellungen von Wohneinheiten (Quelle: Neubaubericht 2023_Q3, exploreal). 

Zum anderen ist aber eine starke Reduktion der Nachfrage beim Kauf von Wohnimmobilien zu verzeichnen. Nicht nur die bis dato erfassten Transaktionen zeigen eine deutliche Zurückhaltung am Markt, das Angebot an Eigentumswohnungen auf den online-Portalen hat sich nach Auswertung der Datenbank IMABIS (IMMOunited) verdoppelt. Dieser Trend hat sich schlagartig mit dem Inkrafttreten der KIM-Verordnung im Sommer 2022 und den ersten Zinserhöhungsschritte der EZB verfestigt. Seither bleiben Objekte auch fast doppelt so lange zur Vermarktung auf den online-Portalen. Im 2. Halbjahr 2021 gab es durchschnittlich 4560 Transaktionen von Eigentumswohnen pro Monat, 2022 waren es im Schnitt 4000 Objekte monatlich, die im Grundbuch ihren Eigentümer wechselten. In den ersten 8 Monaten 2023 waren es durchschnittlich 2650 Objekte, ein Rückgang um 40% gegenüber 2021 (Quelle: ZTDatenforum).

Auch die von exploreal ermittelte Absorption Rate zeigt diese Entwicklung auf. Die in einem bestimmten Zeitraum (konkrekt einem Monat) verkauften Objekte werden zu allen auf dem Markt verfügbaren Objekten eines bestimmten Zeitraums in Verhältnis gestellt. Während Mitte des Jahres 2021 die Rate für Wien noch bei rund 8% lag (dh in einem Monat wurde 8% des Angebots absorbiert, in einem Jahr praktisch 100% des Angebots), liegt sie aktuell bei nur noch bei etwas mehr als 2%, dh das Angebot wird über einen Zeitraum von knapp 4 Jahren absorbiert. Auf gesamt Österreich gesehen lag sie in den letzten Jahren zwischen 4 und 7%, hier wurde also im Vergleich zu Wien das Angebot langsamer vom Markt absorbiert. Aktuell ist die Absorption in gesamt Österreich gleich wie in Wien bei etwas mehr als 2%.

Preisentwicklung stabil

Der von vielen Seiten vermutete Preisverfall ist aber nicht eingetreten. Die Preise von Eigentumswohnungen sind vor allem bei den vielen Neubauprojekten weitgehend stabil geblieben und wurden in manchen Bereichen aufgrund der hohen Baukosten gegenüber 2022 geringfügig angehoben. Gebrauchte Immobilien sind stärker vom Angebotsüberhang betroffen, in einzelnen Gegenden waren durchaus Preisschwankungen zu verzeichnen. Die österreichweiten durchschnittlichen Kaufpreise von Eigentumswohnungen liegen im Jahr 2023 laut IMMOunited bei EUR 5500/m², in Wien bei 6500 EUR/m².

Der Immobilienpreisindex der ONB (Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser) weist für das 1. Quartal 2023 einen Anstieg von 1,8%, für das 2. Quartal ein geringfügiges Sinken um 0,3 % jeweils gegenüber dem Vorjahr auf. Im Vergleich dazu: im Q4 2022 gab es noch einen Anstieg um + 7,2%, im Q3 2022 war es ein Anstieg um 11,4% gewesen.

Wer aktuell nicht verkaufen muss, wird die Immobilie halten und warten oder kurzfristig vermieten, so Andreas Wollein, ÖVI-Vorstand. Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern dokumentiert auch die Stabilität des österreichischen Marktes. Laut ONB- Landkarte zu Wohnimmobilienpreisen gab es etwa in Deutschland im 1. Quartal 2023 einen Preisrückgang um 6,8%, im 2. Quartal 2023 um 9,9% gegenüber dem Vorjahr. Deutliche Preiskorrekturen gab es auch in Dänemark, Schweden und Finnland (zwischen 5% und 8 %). Stabile Preise gab es vor allem in Frankreich, Italien, Ungarn, Rumänien und Großbritannien, während Portugal, Slowenien, Bulgarien, Polen und Litauen deutliche Preiszuwächse verzeichneten. Am stärksten stiegen die Preise in Kroatien und Griechenland mit bis zu 14% in den beiden ersten Quartalen 2023 gegenüber dem Vorjahr.

Sichtbares Angebot an Mietwohnungen stark reduziert

Die Situation auf dem Eigentumsmarkt bedingt eine Verlagerung der Nachfrage auf den Mietmarkt in den Ballungszentren. Die steigende Nachfrage wird die Mietpreise nicht senken, so die ÖVI Experten übereinstimmend. Hinzu kommt, dass aufgrund des Bestellerprinzips das sichtbare Angebot auf den Plattformen von 34.000 Objekten auf mittlerweile 25.000 gesunken ist.

Unsichere Marktentwicklung 2024

In den beiden kommenden Jahren ist mit einer deutlichen Reduktion der Neubauleistung (Fertigstellungen) zu rechnen, so die Prognose von exploreal, die den aktuellen Angebotsüberhang zum Teil auffangen wird.

(www.derstandard.at)

AUSBLICK

Der bis vor kurzem noch florierende Zinshaushandel ist fast zum Erliegen gekommen. Der Preisverfall ist bei den Wohnungskäufern aber noch nicht angekommen

Martin Putschögl  20. Dezember 2023, 12:00

15 Jahre lang konnte man als Bauträger kaum etwas falsch machen: Wohnungen bauen und in einem sukzessive steigenden Markt an den Mann oder die Frau bringen. An selbstnutzende Käufer, und mit der Zeit immer mehr auch an Anlegerinnen, als sogenannte Vorsorgewohnungen. Die Nullzinsphase lockte viele Menschen mit Geld in den Immobilienmarkt.

 

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Doch im Vorjahr setzte die Trendumkehr ein. Der rasante Zinsanstieg hat die Branche ziemlich unvorbereitet erwischt und manche Marktteilnehmer – siehe etwa Signa – auch in existenzbedrohende Turbulenzen getrieben. Grundstücke und Projekte waren schon viel zu teuer eingekauft worden, die Finanzierung der Projekte wurde plötzlich auch extrem teuer, und die Abnehmer in Form von Investoren, Anlegern oder auch Selbstnutzern stehen plötzlich nicht mehr Schlange. Das sorgt nun für zahlreiche Insolvenzen.

 

Zahlreiche Pleiten

Kürzlich hat es die Colindo Immobilien Gmbh mit Sitz im ersten Bezirk erwischt. "Das Schuldnerunternehmen ist auf den Ankauf von Zinshäusern bzw. Zinshausprojekten, die dann saniert und weiterverkauft werden, spezialisiert", hieß es in einer Aussendung des KSV 1870 vor wenigen Tagen. Die Verbindlichkeiten liegen bei rund 22,8 Millionen Euro, denen Aktiva von 11,8 Millionen gegenüberstehen sollen.

Das Unternehmen gab an, dass die steigenden Zinsen ursächlich für die Insolvenz waren. Diese hätten zu deutlich höheren Finanzierungskosten geführt, "bei gleichzeitigem Rückgang der erzielbaren Verkaufserlöse". Zwar hat die Colindo Gmbh noch vor der aktuellen Krise Immobilien im Gesamtwert von 160 Millionen Euro verkaufen können; auf dem restlichen, mutmaßlich viel zu teuer eingekauften Immobilienportfolio blieb man dann aber sitzen. Das Unternehmen bietet nun eine Quote von 20 Prozent an.

Ein Business brach ein

Der Handel mit Zinshäuern florierte in den vergangenen Jahren, jetzt endet dieses Business aber ziemlich abrupt. Das verspürt auch das Unternehmen Grossmann + Kaswurm Immobilien, wo man deshalb vor kurzem die Strategie geändert hat. "Bisher haben auch wir hauptsächlich mit Häusern gehandelt: Zinshäuser angekauft, Projekte entwickelt und mit Baugenehmigung weiterverkauft. Manche Häuser wurden in dieser Zeit vier- oder fünfmal weiterverkauft", erzählt Geschäftsführer Peter Kaswurm. Nun ist alles anders. Selbstkritischer Nachsatz: "Wir waren natürlich auch Teil dieses Systems – wir erwarten also kein Mitleid."

Eine Folge der Umwälzungen: Jetzt muss wieder alles selbst gebaut werden. Anstatt also Zinshäuser anzukaufen, Projekte wie Dachgeschoßausbauten lediglich zu planen und dann als Projekt weiterzuverkaufen, was man laut Kaswurm zu etwa zwei Dritteln gemacht hat, ist jetzt wieder hauptsächlich das klassische Bauträgergeschäft gefragt.

Nach wie vor kauft das Unternehmen zwar auch Zinshäuser an, doch die Deals dauern wieder wesentlich länger als zuvor, nämlich bis zu einem Jahr. Noch vor kurzer Zeit wurden Häuser innerhalb von drei Monaten "gedreht", wie das im Jargon heißt. Das Gute daran, jedenfalls für die Entwickler: Die Zinshauspreise sind im vergangenen Jahr massiv gefallen, und zwar um 25 Prozent, teilweise auch mehr. Im Wohnungseinzelverkauf sind solche Preisnachlässe bisher aber noch nicht zu sehen. "Das heißt, die Marge für Bauträger ist größer geworden." Vorausgesetzt, man hat den nötigen langen Atem, ein Projekt bis zum späteren Abverkauf der Wohnungen durchzubringen. Das eine oder andere Unternehmen versucht sich gerade mit teuren Überbrückungskrediten die nötige Luft zu verschaffen.

Stabilisierung der Zinsen erwartet

Eine Marktbereinigung ist aber zweifellos bereits im Gang, dadurch erkennt man auch beim Maklerunternehmen Örag neue Chancen für Entwickler. Vorstand Stefan Brezovich blickt in die nahe Zukunft und erwartet, dass 2024 und 2025 vermehrt Objekte aus notleidenden Finanzierungen auf den Markt kommen werden – "für die es durchaus Interessenten gibt, da die Preise in vielen Fällen 20 bis 30 Prozent unter den Höchstwerten der vergangenen Jahre liegen".

Was die Zinsen betrifft, sollte sich das Niveau im Jahr 2024 stabilisieren. Erhöhungen erwartet Brezovich definitiv keine mehr, eher stünden im Verlauf des Jahres ein bis zwei Zinssenkungen im Raum. Ein Zinsniveau in einer Bandbreite von drei bis vier Prozent sei jedenfalls "sinnvoll und gesund für die Wirtschaft und die Finanzwirtschaft". Auch die Immobilienwirtschaft habe viele Jahrzehnte lang mit einem derartigen Zinsniveau gut funktioniert. Der Anstieg sei dann aber viel zu rasch gekommen. "Das hat vor allem der Immobilienwirtschaft massiv geschadet, die zuvor einer der größten Nutznießer der Niedrigzinsphase war."

Doch nicht nur die "Zinsexplosion", sondern auch die im August 2022 eingeführten strengen Kreditvergaberegeln (KIM-VO) haben die Nachfrage nach Wohneigentum stark gedrosselt. Im Zusammenspiel der beiden Maßnahmen ist der Markt ziemlich zum Erliegen gekommen.

Wie sehr, das zeigen neue Daten des ZT Datenforums für den Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI): Demnach hatte es im zweiten Halbjahr 2021 pro Monat noch durchschnittlich 4560 Transaktionen von Eigentumswohnungen gegeben, und auch 2022 waren es im Schnitt noch 4000 Objekte, die monatlich ihren Eigentümer wechselten. In den ersten acht Monaten 2023 waren es aber durchschnittlich nur noch 2650 Objekte, das ist ein Rückgang um 40 Prozent gegenüber 2021. Demgegenüber habe sich das Angebot an Eigentumswohnungen auf den Online-Portalen laut der Datenbank Imabis (Immo United) verdoppelt, weil sich auch die Vermarktungszeiten der Objekte verdoppelt haben.

Bisher kein großer Preisverfall

Der große Preisverfall ist hingegen bisher nicht eingetreten. Die Preise von neu gebauten Eigentumswohnungen sind weitgehend stabil geblieben und wurden teils wegen der hohen Baukosten im Vergleich zum Vorjahr auch noch geringfügig angehoben. Gebrauchte Immobilien sind hingegen stärker vom Angebotsüberhang betroffen, heißt es vom ÖVI. "In einzelnen Gegenden waren durchaus Preisschwankungen zu verzeichnen." Die österreichweiten durchschnittlichen Kaufpreise von Eigentumswohnungen liegen im Jahr 2023 laut Immo United bei 5500 Euro, in Wien bei 6500 Euro. Der Immobilienpreisindex der OeNB für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser wies für das erste Quartal 2023 einen Anstieg von 1,8 Prozent aus, für das zweite Quartal einen leichten Rückgang um 0,3 Prozent jeweils gegenüber dem Vorjahr.

"Wer aktuell nicht verkaufen muss, wird die Immobilie halten und warten oder kurzfristig vermieten", sagt der Immobilienmakler Andreas Wollein, der im Vorstand des ÖVI vertreten ist. Er weist auch darauf hin, dass die verhaltene Situation am Eigentumsmarkt eine Verlagerung der Nachfrage in die Mietmärkte der Ballungszentren bedingt. Dort hat sich einerseits schon das Angebot an Mietwohnungen reduziert, wofür man im ÖVI auch das im Juli eingeführte Bestellerprinzip bei den Maklerprovisionen verantwortlich macht. Das Angebot auf den Plattformen habe sich von zuvor 34.000 auf nunmehr rund 25.000 Einheiten reduziert. Andererseits werde die steigende Nachfrage wohl auch nicht dazu führen, dass die Mietpreise sinken.

Von der Politik erwartet man sich im ÖVI deshalb "Maßnahmen, die es österreichischen Familien wieder ermöglichen, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen, und eine weitere Verdrängung der Interessenten in den Mietbereich stoppen".

Unsichere Marktentwicklung 2024

Denn die Situation am Wohnungsmarkt wird sich zu Beginn des kommenden Jahres wohl nicht so leicht entschärfen lassen – eher im Gegenteil. In den beiden kommenden Jahren ist mit einer deutlichen Reduktion der Neubauleistung zu rechnen. Werden heuer noch an die 50.000 Wohneinheiten im mehrgeschoßigen Wohnbau fertiggestellt, so dürften es im kommenden Jahr etwas mehr als 42.000 und 2025 nur noch rund 34.000 sein, prognostiziert man beim einschlägigen Datenanbieter Exploreal. Und der Rückgang dürfte weiter anhalten, darauf lassen die zurückgehenden Zahlen der Baubewilligungen schließen.

Wegen des Einbruchs der Wohnungsproduktion wird auch bereits vor einem drohenden Wohnungsmangel gewarnt. Vertreterinnen und Vertreter der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft haben deshalb das "Jahrzehnt der Gemeinnützigen" ausgerufen und forderten die Politik wiederholt auf, genau jetzt diesen Sektor zu stärken – vor allem finanziell. Mit der kürzlich beschlossenen Mietpreisbremse ist allerdings eher das Gegenteil passiert.

(Martin Putschögl, 20.12.2023 www.derstandard.at)

Der Immobilienmarkt ist stabil, aber wir erleben auch einen giftiger Cocktail aus steigenden Energiepreisen, Inflation, Zinserhöhungen, Kriegsunsicherheiten und Versorgungsängsten, meint Andreas Wollein, Geschäftsführer von Realpartner im Interview. Aber er ist überzeugt: In ein paar Jahren wird der Markt wieder anders aussehen.

geschrieben von Walter Senk

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?

Andreas Wollein: Wir haben in Summe einen stabilen Immobilienmarkt, aber auch einen giftigen Cocktail aus steigenden Energiepreisen, Inflation, Zinserhöhungen, Kriegsunsicherheiten und Versorgungsängsten erlebt. Es ist innerhalb kurzer Zeit zu viel auf einmal passiert, und das hat Verunsicherung erzeugt. Wer hätte gedacht, dass wir in Österreich einmal Versorgungsängste haben würden?

Wir hatten vor Kurzem ein Symposium mit den führenden Immobilienbewertern des Landes. Die Marktsituation ist für Bauträger besonders herausfordernd – vor allem der Wohnungsneubau leidet unter den aktuellen Umständen, da der Wohnungsverkauf stockt.

Dafür sind hauptsächlich die KIM-Verordnung und die 40 Prozent Eigenmittel bei der Kreditvergabe verantwortlich. Kürzlich wurde vonseiten der FMA bei einer Veranstaltung berichtet, dass die Verordnung nicht gelockert werden wird. Ganz im Gegenteil, es hieß, sie könnte noch strenger werden.

Ob die Geschwindigkeit, mit der die EZB die Zinsen erhöht hat, notwendig war, kann man hinterfragen. Die Auswirkungen einer Zinserhöhung und damit ein Rückgang der Inflation kommen immer erst neun bis zwölf Monate später am Markt an. Im Sommer 2022 wurde mit der Zinserhöhung begonnen, und jetzt erst spüren wir die Auswirkungen. Aber die Inflation ist schon von allein gefallen – es war eine Energieinflation. 

Wie sehen Sie als Sachverständiger die aktuellen Preise?

Wir befinden uns noch immer auf einem stabilen hohen Niveau und sehen noch keine großen Veränderungen. Es haben zu wenig Transaktionen im Grundbuch stattgefunden, als dass man von einem Rückgang der Preise sprechen könnte.

Nicht der Bewerter macht den Preis, sondern der Markt macht den Preis. Wir bilden nur den Markt ab. Bei unserer Arbeit müssen wir nachvollziehen, wie der Markt tickt und denkt. Ziegelzählen alleine hilft nicht. Man muss in dem System sein und es verstehen, um zu wissen, wie der Markt reagiert.

Aber es gibt ja Preisrückgänge.

In gewissen Teilbereichen ja. Ein typisches Beispiel ist das sanierungsbedürftige Zinshaus außerhalb des Gürtels, das zu teuer eingekauft wurde. Da sehen wir tatsächlich Preisrückgänge. Die klassischen Beispiele sind Häuser mit Potenzial, aber derzeit hat keiner die Muße und das Geld, das Potenzial zu heben. Das Zinshaus ist eine attraktive Anlageform, aber das sanierungsbedürftige Zinshaus mit viel oder ganz viel Fantasie wird günstiger werden.

Wie lange können die Banken stillhalten?

Die Banken können so lange stillhalten, bis der tatsächliche Wert einer Liegenschaft eine gewisse Grenze unterschreitet, dann sind sie vom Gesetz her verpflichtet, etwas zu unternehmen. Derzeit sehe ich das nicht. Banken und Kunden werden versuchen, zusammenzuarbeiten. Es macht ja keinen Sinn, eine Liegenschaft zu versteigern und einen Verlust zu realisieren.

Banken könnten auch beginnen, selbst Liegenschaften zu kaufen, die marod sind. Sie kaufen die Immobilien von ihren Schuldnern und halten diese eine gewisse Zeit. 

Halten Sie das für sinnvoll?

Ja, denn in ein paar Jahren wird der Markt wieder anders aussehen.

Wir hatten 2008 auch eine Schockstarre, wobei die Auswirkungen von Lehmann bei uns nicht so stark waren. Ganz anders in Spanien. Dort war – sprichwörtlich – jedes zweite Haus zu verkaufen. Aber der Markt hat sich erholt, und jetzt wäre man froh, wenn man damals gekauft hätte. In Spanien war die Situation anders als bei uns, da wurde auch in den Jahren davor am Markt vorbeiproduziert. 

Wie geht es weiter?

Ich persönlich vergleiche die Situation mit der EXPO 1995 in Wien, dieser Weltausstellung, die nie stattgefunden hat. Im 2. Bezirk hat man sich gegenseitig Häuser verkauft und abgekauft, aber dann wurde die EXPO abgesagt, und es gab keine Transaktionen mehr. Alles ist auf stabilem hohem Niveau steckengeblieben. Dann ist der Markt wieder angesprungen, und das wird auch jetzt so sein.

Apropos Vergangenheit. Sie sind seit 40 Jahren in der Branche. Was hat sich allgemein in dieser Zeit verändert?

Es ist eine enorme Professionalisierung eingetreten hinsichtlich der Marktteilnehmer und der Ausbildung. Und auch bezüglich der Informationen. Als ich begonnen habe, hat man kaum redaktionelle Beiträge über Immobilien gelesen, während man heute mit Information geradezu überschüttet wird. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Immobilien und das Verständnis dafür hat zugenommen. Die ersten Tageszeitungen mit Inseraten und Artikeln über Immobilien waren eine Revolution.

Immobilien hatten damals keine Relevanz, sie waren unter dem Radar. Es gab auch keine Marktbeobachtungen. Ich habe 1993 mit dem Realpartners Index begonnen, in dem wir die aktuelle Preissituation in den jeweiligen Bezirken erfasst haben. Es war damals ein großer Aufwand, den Markt zu analysieren. Am Montag und Dienstag sind Studenten bei uns im Büro gesessen und haben die Zeitungsinserate ausgewertet. Heute funktioniert das auf Knopfdruck.

 

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